„Ich habe es richtig genossen!“ Mit diesen Worten verließ Ingrid M. die Massener Kirche. Nicht nur bei ihr war am 1. September 2018 ein leichtes Mitschwingen bei geschlossenen Augen zu beobachten. Auch die mehr als 100 Gäste waren sichtlich beeindruckt und staunten über das, was sie hörten und sahen.
Doch nun erst einmal von Beginn an: Die Evangelische Kirchengemeinde Massen um Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech lud das erste Mal zu einer „Langen Nacht der Kirche“. Ab 18:00 Uhr konnten die Gäste mit einem guten Glas Wein über den Kirchhof flanieren, sich an einer langen weiß gedeckten Tafel an Fingerfood laben und mit anderen ins Gespräch kommen, für die vielleicht im Alltag kaum Zeit bleibt. Das engere Zusammenrücken unter den Blätterdächern der alten und jungen Bäume wurde vom sanften Regen besorgt, der das ergreifende Dahinplätschern des Abends einleiten sollte.
Wie zur Hora, dem Stundengebet alter Mönche, luden die Glocken zu 19:00 Uhr in die Kirche. Festlich geschmückt und dezent ausgeleuchtet wurden die Gäste von Stefan Kießling, Organist der Leipziger Thomaskirche, in ihren Bann gezogen. Mit der „Fantasie und Fuge“ von Bach und der „Sonate Nr. 4“ von Mendelssohn staunten unsere Gäste über nicht alltägliche Orgelklänge, denn „so habe ich die Orgel noch nie gehört!“ Mit kurzen Lesungen der „Regentrude“ von Theodor Storm und „Stufen“ von Herrmann Hesse nahmen Kristin Plaumann und Andreas Dohmel die Besucher mit zum nächsten Teil des Abends. Pfarrerin Höpner-Miech lud darin alle mit einem von der Decke des Kirchenschiffs hängenden Lot sich zu besinnen, was sie ergreift, wie sehr innere und äußere Zerrissenheit und Wallung ausschlagen lassen und mit welcher Besinnung auf Ruhequellen ein Gleichgewicht nah sein kann.
Wild loderndes Feuer aus dem Taufstein brachte Nassib Ahmadieh mit seinem Cello noch einmal richtig in Wallung. Eindrucksvoll und mitreißend wurde alles in der Kirche in ein selten dagewesenes Licht getaucht, wie es mit dem Heiligen Geist verbunden werden kann. Das Lodern trug alle bis zum Zusammenspiel von Orgel und Cello. Mit einer sonst kaum spürbaren Fülle war alles in der mittelalterlichen Kirche ergriffen und so fiel es jedem Einzelnen sichtbar schwer, sich nach 90 Minuten zu erheben und das Nachhallen mit eigenen Worten zu beschreiben.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, deren Dunkelheit durch unzählige Fackeln und Kerzen auf dem Kirchhof gemildert wurde. Bis weit in die Nacht war nahezu jeder Platz besetzt, was den Gemeindekirchenrat insgesamt besonders erfreute.
An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich allen großen und kleinen Unterstützern herzlich danken! Nur so war es uns möglich, dem sehr dankbaren Publikum einen so gelungenen Abend zu gestalten.
Bleiben Sie uns gewogen!